«Juso-Initiative zerstört Familienunternehmen»

Wie geraten Familienunternehmen ins Schussfeld der Initiative?
KL: Vier von fünf Schweizer Firmen sind Familiengesellschaften. Die Hälfte dieser Firmen wird innerhalb der Familie weitergegeben. Wie ich aus eigener Erfahrung weiss, sind Generationenwechsel für jede inhabergeführte Firma sehr anspruchsvoll. Ein Steuerhammer à la Juso, der im Falle eines grossen Familienunternehmens hohe Summen für die Begleichung der Erbschaftssteuer erfordern würde, wäre für die Betroffenen schlicht unbezahlbar. Familieninterne Nachfolgelösungen würden verunmöglicht. Denn der Wert ist im Unternehmen gebunden und liegt nicht bar in einer Kasse. Einen Kredit, um die Steuer zu bezahlen, würde keine Bank gewähren.
Was würde also im Falle einer Annahme mit Familienunternehmen geschehen?
KL: Angesichts der exzessiven Steuerbeträge müssten Unternehmensteile oder sogar ganze Unternehmen verkauft werden. Weil auch inländische Investoren der Steuer unterliegen würden, käme es vermehrt zu Verkäufen an ausländische Finanzinvestoren oder Private-Equity-Firmen ohne regionalen Bezug. Sie kämen dann anstelle von über Generationen aufgebauten, nachhaltig geführten und lokal verwurzelten Unternehmen. Arbeitsplätze, regionale Wertschöpfung und Innovation wären gefährdet. Viel wahrscheinlicher als der Verkauf von betroffenen Firmen ist aber, dass Unternehmerfamilien und vermögende Personen der Schweiz den Rücken kehren.
Wer wegzieht, bezahlt aber keine Steuern mehr in der Schweiz.
KL: Exakt. Der Bundesrat geht davon aus, dass es bei Bund, Kantonen und Gemeinden zu Mindereinnahmen von bis zu 3,6 Milliarden Franken kommt. Denn neben nicht geleisteten Erbschaftssteuern, fallen die Einkommens- und Vermögenssteuern dieser Personen weg. Ein klassisches Eigengoal. Die Rechnung dafür würden die Schweizerinnen und Schweizer bezahlen: Entweder müssen sie deutlich höhere Steuern bezahlen, um das Niveau an staatlichen Leistungen zu erhalten. Oder diese staatlichen Leistungen würden gekürzt. Als Beispiel: 3,6 Milliarden Franken entsprechen der Finanzierung von sieben Kantonsspitälern. Diese Initiative müssen wir entschieden bekämpfen.